In die Vergangenheit tauchen…
Im letzten Monat hatten Gerd, Lucius und ich das Glück, den Werbellinsee besuchen zu können. Gerd hat dort einen Kurs betreut, bei dem es im Rahmen des NAS-Ausbildungsprogrammes darum ging, Erfahrungen in der Prospektion von Wracks mittels Sonarscans zu sammeln. Ein unglaublich interessantes unterwasserarchäologisches Projekt! Schon allein die Arbeit mit dem Sonargerät und die Interpretation der Bilder hätten unsere Reise nach Brandenburg für mich lohnend gemacht, aber es waren vor allem die Wracks selbst, die mich verblüfft haben. Davon möchte ich hier berichten:
In den Fluten des Werbellinsees befinden sich 10 unterschiedlich gut erhaltene, bekannte Wracks aus dem 19. Jahrhundert. Die meisten von ihnen in einer einzigen Bucht. Das tiefste Wrack liegt auf ca. 40m, die anderen in eher gemütlich betauchbaren Tiefen.
Es sind Wracks enormer Lastkähne, sogenannte ‚Kaffenkähne‘, mit denen in der Vergangenheit Gebrauchsgüter in die nahegelegene Metropole Berlin verschifft wurden. Es handelt sich dabei um Segelboote von etwa 30m Länge und ca. 5m Breite, der Mast maß etwa 20m und einige waren mit einer Kabine ausgestattet. Dieser Schiffstyp eignete sich besonders gut, schwere Ladung zu transportieren und war zu seiner Zeit das bevorzugte Beförderungsmittel. Frachtgüter waren vor allem Steine und Gesteinsprodukte, die in der Gegend um den Werbellinsee industriell abgebaut, gefördert und bearbeitet wurden, um dann auf dem Wasserweg zu Bauzwecken nach Berlin zu gelangen.
An diesen Wracks zu tauchen ist eine kleine Reise in eine vergangene Zeit. Sie beeindrucken durch ihre Größe und die Geschichte, die sie zu erzählen haben. Leider hatte ich in unserer kurzen Zeit am See nur Gelegenheit, an einem der Wracks zu tauchen, aber wenn es nicht so kalt gewesen wäre, wäre ich den ganzen Tag um es herumgetaucht. Und ich hätte garantiert bei jeder Umkreisung wieder ein neues Detail entdeckt. Ich kann nur sagen, ich werde wiederkommen, um noch viel mehr der ‚Kaffenkähne‘ zu sehen. Wracktauchen im brandenburgischen Süßwasser… Ein ganz besonderes Erlebnis!
Wer jetzt Lust bekommen hat, sich die ‚Kaffenkähne‘ genauer anzusehen, der werfe bitte einen Blick auf die Homepage der super engagierten und tollen Leute des Kaffenkahn e.V. Hier findet ihr Bilder und Videos der Wracks, noch mehr historischen Hintergrund sowie die Möglichkeit, Kontakt zu knüpfen: www.kaffenkahn-ev.de
Kerstin
