Lehrgang Boje setzen 2017

Theorie & Praxis

Während unserer diesjährigen Similan-Safari in Thailand erlebten wir folgende Szene: Im Briefing vor dem ersten Tauchgang wurden die Tauchgäste gefragt, wer denn eine eigene Boje dabei hätte. Nachdem sich etwa fünf Taucher der insgesamt zwanzig Tauchgäste gemeldet hatten, bekamen die verbliebenen fünfzehn Taucher vom Tauchverantworlichen jeweils eine Boje mit dem Kommentar ausgehändigt, das sei hier Pflicht und wenn ihr die Gruppe verliert, müsst Ihr die ganz einfach vorm Auftauchen setzen! Mit fragenden Blicken steckte ein Teil der Gruppe die mit Schnur um ein 1kg Bleistück gewickelte Boje in die Tasche ihres Jackets. Der andere Teil der Gruppe legte die SMB (Surface Marker Buoy) gleich in die Taucherkiste. Während der einwöchigen Safari setzte (außer vorschriftmäßig) den Guides kein anderer Taucher eine Boje. Obwohl es sehr wohl vorkam, dass die Tauchgruppen aus unterschiedlichsten Gründen getrennt wurden und diese separiert auftauchen mussten, wurde die Boje nicht gesetzt, was bei Strömung und Speedbootverkehr schnell gefährlich werden kann.

So oder in ähnlicher Variante werden es schon viele Taucher in Urlaubsgebieten erlebt haben!

Unabhängig vom Ausbildungslevel des Tauchers ist in vielen Ländern, Küstengebieten und Seen das Mitführen einer Boje für das kontrollierte Austauchen verpflichtend. Aber warum tun es die Wenigsten? Weil sie es nicht gelernt haben, oder ihnen die Übung hierzu fehlt? Ist das Thema vielleicht doch nicht so ganz einfach, wie es unser Guide auf den Similans ausgedrückt hat?

Eine unserer diesjährigen Vereinsfahrten wird uns im November nach Ägypten führen. Die Safari zu den Brother Islands ist mit 20 Vereinsmitgliedern voll belegt. Da es sich bei den Brothers um ein Stömungstauchgebiet handelt, ist vom Veranstalter das Mitführen einer SMB für jeden Taucher verpflichtend. Da es mit dem alleinigen Mitführen der Boje jedoch nicht getan sein sollte, waren wir uns im Verein einig, dass wir das kontrollierte Setzen der Boje schulen sollten.

Vorausgehend wurde das Thema „Boje“ in einem Theorieabend präsentiert. Inhaltlich wurden dabei die unterschiedlichen Bojentypen (ein nahezu unüberschaubares Angebot) sowie die unterschiedlichen Funktionen (offene-, halbgeschlossene-, geschlossene Boje) vorgestellt. Die Gefahren bei unsachgemäßer Handhabung und Konfiguration (Verheddern im Seil, „Durchschießen“ des Tauchers mit der Boje etc.) wurden anhand von Videos erörtert. Hierzu wurden die Vorteile der VDST-Empfehlung (halbgeschlossene Boje verbunden mit Fingerspool) diskutiert. In der Einladung wurden die Vereinsmitglieder gebeten, ihre eigene Boje mitzubringen. Abschließend wurden die unterschiedlichen SMBs verglichen und nochmals auf die Vorteile der VDST-Empfehlung zur veralteten Variante (Plastikboje mit 6m Schnur und Anglerblei) hingewiesen.

Aufbauend auf das erworbene theoretische Wissen sollte dann ein Praxistermin folgen. Hier bot sich unsere anstehende Vereinsfahrt an den Tauchersee „Gützerberg“ in der Nähe von Halle an, zu der sich ein Großteil der 25 Kursteilnehmer angemeldet hatte. Neben all den Fun-Tauchgängen wurde den Teilnehmern ein Tauchgang mit dem Fokus auf das Setzen der Boje angeboten. Voraussetzung war hier die Bojenkonfiguration nach VDST-Empfehlung.

In Gruppen von jeweils fünf Tauchern wurde die Taucherplattform auf 8m angetaucht. Gemäß dem vorangegangen Briefing wurden vom Ausbilder Stefan Krautschneider die Taucher dort positioniert. Erfahrene Taucher sollten die SMB im Freiwasser setzen, während unsere Anfänger dabei auf der Plattform knien konnten. Ziel des Schulungstaugangs war es, in der Gruppe mit der befüllten Boje zum Einstieg zurück und mit geordnet aufgerolltem Spool aufzutauchen.

Während des Tauchganges demonstrierte der Ausbilder das kontrollierte Befüllen und Schießen der Boje. Anschließend wurde jedes einzelne Gruppenmitglied aufgefordert, die Boje zu setzen, sodass jeder Taucher die Fehler der Anderen sehen und selber versuchen konnte, sie zu vermeiden. Und natürlich passierten die Fehler sowohl den Anfängern, als auch den höher Brevetierten. Spoole wurden beim Abrollen verloren, Atemregler beim Befüllen in der Bojenschlaufe verheddert, es wurde sich mit dem Handschuh im Bojenseil verwickelt oder die Boje stieg kaum befüllt auf etc. Kurzum, wir übten und wollten aus unseren Fehlern lernen!

Die Vereinsmitglieder waren sich im Nachhinein einig, dass das Setzen einer Boje kein Hexenwerk ist, es aber dennoch einer gewissen Erklärung und Übung bedarf und das richtige Equipment vorhanden sein muss.

Aufgrund der Erfahrungen aus dem Kurs konnten die Teilnehmer nun ihre Kaufentscheidung für eine Boje treffen (z.B. mit Mund.- oder Regler befüllbarer Aufstiegskörper etc.). Zudem konnte ein Großteil der Vereinsmitglieder davon überzeugt werden, dass doch nun ihr „Plastiksack mit Blei an der Wurstschnur“ ausgedient hatte.

Aber das Wichtigste hierbei war: Es hat allen Teilnehmern Irre viel Spaß gemacht und wir hatten eine Menge zu lachen!

Stefan Krautschneider