Tauchen wie anno dazumal…
Elf Taucher des TSV Bornheim suchten und fanden ihren Weg zum Allgäuer Taucherhof und das trotz des Umstandes, daß sich die Bay. Staatsregierung vorgenommen hatte, just an diesem Wochendende sämtliche Schäden an ihren Autobahnen zu beseitigen.
Vor Ort gings erst mal an die Zimmersuche, die unvermeidliche Entscheidung, wer mit wem, wo und warum. Ich möchte hier ein Einzelschicksal herausgreifen, das auf der Suche nach der größtmöglichen Entfernung zur Schnarcherfraktion sogar mit Harry Potters Bett (in der Abstellkammer unter der Treppe) vorlieb nahm.
Ausgeschlafen und nach einem reichhaltigen Frühstück mit Geschichtchen aus aller asiatischen Welt, einem original kambodschanisch zubereitetem Kaffee, unter einer einem kamtschatkanischen Kral nachempfundenen Zimmerdecke gings dann los. Helmtauchen war angesagt. Das hört sich ganz einfach an, einfach nen Helm überstülpen und ab ins Wasser.
Weit gefehlt: Zuerst mußte Mann/Frau mal in den Anzug kommen. Dieser, sehr robust aus gummiertem Segeltuch, besitzt eine Halsöffnung, die natürlich in ihrer Größe begrenzt ist. Die Füße bis zu den Knien bekommt man mit Mühe noch selbst hinein, danach ist man auf fremde Hilfe angewiesen. Sage und schreibe fünf Personen ziehen nun mit aller Kraft und mehr oder wenig Technik diese Halsmanschette auseinander. Der Probant wird dabei hochgehoben und, dem umgekehrten Vorgang einer Geburt nicht unähnlich, rutscht dann mit viel Geschüttle, Druck und Geschrei irgendwann in den Anzug.
Erstes Aufatmen.
Danach kommen die Arme in die Ärmel und die Hände durch die Manschetten nach draußen. Anschließend wird man zu einem Hocker geführt, wo das weitere Procedere stattfindet. Schon beim Anziehen der Handschuhe ist man wieder auf Hilfe angewiesen.
Die Bleischuhe, geschätzte 5kg pro Stück, werden an die Füße geschnallt, danach kommen die Zusatzgewichte auf Brust und Rücken. Mit dem Helm auf dem Kopf wird es richtig schwer. Durch eine runde Öffnung vor dem Gesicht bekommt man noch gut Luft, auch wenn man sich bereits beengt fühlt.
Zweites Aufatmen.
Übrigens, für Leute mit Klaustrophobie ist das Ganze nicht zu empfehlen.
Nachdem zum Schluß die Glasplatte vor dem Gesicht eingeschraubt wurde, ist man völlig auf die Hilfe des Teams angewiesen.
Die Luft wird übrigens von Hand mittels einer mittelalterlichen Schwengelpumpe über einen langen Schlauch in den Anzug geleitet. Für Notfälle steht eine kleine ca. 1ltr.Druckluftflasche zur Verfügung.
Aufstehen und der Weg ins Wasser geht nur mit stützender Hilfe. Dann endlich, reduziert sich das Zusatzgewicht, wir reden immerhin von 50-60 kg, durch das Archimedische Prinzip.
Unter Wasser herrscht gute Sicht, dem Beschlagen der Scheiben kann man mit einer Pudelmütze abhelfen (mit dieser kann durch Bewegungen des Kopfes die Scheibe freigewischt werden). Das Gehen auf der Geröllhalde war für den Gleichgewichtssinn recht fordernd und anfangs auch extrem anstregend, zumal die Bleischuhe ein wirklich anderes Feeling vermittelten, als die gewohnten Neoprenstiefel. Erst beim zweiten Versuch stellte sich eine gewisse Routine ein. Leichtfüßigkeit sieht allerdings anders aus.
Wieder an Land ist man froh sich wieder auf den Hocker setzen zu können und sehnt sich das Abnehmen der Frontscheibe herbei. Frische Luft ist was Herrliches.
Drittes bis füntes Aufatmen.
Anschließend nach dem Abnehmen der Ausrüstung heißt es den Anzug zu verlassen. Alleine geht gar nicht, bis zu 5 Personen hängen an einem und ziehen und drücken nach unten, so daß nicht wenige zu Fall kamen und einen zweiten Versuch benötigten.
Aber dann, ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit.
Letztes Aufatmen.
Bei einer Tauchzeit von 5-10 Min./Person dauern die Vor- und Nachbereitungszeiten bestimmt an die 30-40 Min., das Ganze ist also ziemlich zeitraubend. Das Petrus uns nicht wirklich wohlgesonnen war und uns mehrstündigen teils starken Regen bescherte, machte die Sache nicht gemütlicher, tat aber dem Spaß an der Sache keinen Abbruch.
Zurück im Taucherhof konnten wir feststellen, daß die Sauna bereits angeheizt war und sich die nassen ausgekühlten Körper einer angenehmen Wärme hingeben konnten.
Das Abendessen im Taucherhof mit dem heißen Stein erscheint mir noch erwähnenswert.
Aus dem einen heißen Stein wurden insgesamt 5 oder 6, die gemäß Anweisung unten mit Fleisch bestückt und nach oben hin mit diversen Beilagen gestapelt wurden.
Was soll ich sagen, es war super lecker und am Ende waren wir alle pappsatt.
Zum Abschluß fand noch ein „richtiger“ Tauchgang im Plansee statt, einem Bergsee mit beeindruckender Kulisse.
Nur für Insider:
Zu guter Letzt ist noch von einem traurigen Schicksal zu berichten.
Ein lustiger, farbenfroher, aber einsamer Socken des 1. FC Kaiserslautern fristete im Taucherhof sein dasein.
Mehrfach adoptiert, immer wieder weitergegeben, aber nie wirklich angenommen, fühlte sich letztlich niemand wirklich zu ihm hingezogen, so daß er weiterhin ein Waisenschicksal erleiden muß. Wir wünschen ihm alles Gute.
Jochen